Totale Sonnenfinsternis
26. Februar 1998 / Aruba
Wie schon 1994 in Brasilien und 1995 in Indien hat sich auch für diese totale Sonnenfinsternis eine Astro-Gruppe gefunden. Bereits 2 Jahre zuvor, begannen wir mit Planung für diese Aruba-Reise und so gab es noch genug Zeit zum Ansparen. (Immerhin gehören die niederländischen Antillen zu den teuersten Karibik-Inseln)
Natürlich wollte man diese Finsternis-Reise auch gleich als Badeurlaub ausnützen und so entschieden wir uns im Interesse der Gruppe für ein Mittelklassehotel am "eagle beach" etwa 5 KM nördlich der Hauptstadt Oranjestad. Das Hotel liegt unmittelbar neben dein Strand und verfügt auch über ein Süsswasser-Schwimmbecken. Die Temperaturen schwanken auf Aniba zwischen +25 °C. in kühlen Nächten und +32°C. bei Tag.
Im Hotelbereich (wir beobachteten vom Hotelareal aus) gab es eine Totalitätsdauer von 2m 57s. Mit dem 4. Kontakt war die Sonnenfinsternis um 15:35:57 Uhr Ortszeit zu Ende. (Gesamtdauer fast 3 Stunden)
Jeder Teilnehmer hatte die Möglichkeit, sein "Finsternis-Programm den Umständen entsprechend durchzuziehen!" Am Vortag der TSF gab es eine Art Generalprobe mit den Instrumenten zur Finsterniszeit. Dieser Test unter großer Hitze war eigentlich für alle Finsternis Fotografen wichtig, denn unsere größte Sorge für die Fotografie der Finsternis galt nicht den möglichen Wolken, sondern dem konstant starken Wind aus Osten, der uns täglich heftig um die Ohren sauste. Langbrennweitige Aufnahmen stellten somit ein großes Risiko dar, und im Testbetrieb wollten wir überprüfen, ob die Montierungen und Stative den Windstößen auch ausreichend standhalten. Um diesen störenden Wind möglichst gering zu halten, suchten wir nach halbwegs windstillen Plätzen in der Umgebung. Im freien Gelände war das nur im Windschatten dichter Büsche entschieden wir uns für wind geschützte Stellen in unserer ausgedehnten Hotel Anlage. Immerhin hat man es hier vor Ort etwas leichter, denn unsere Unterkünfte sind in unmittelbarer Nähe. Glücklicherweise gab es auch 2 schwache Sonnenfleckengruppen, und so war die Scharfstellung der Sonne mit den Fernrohren und Objektiven etwas erleichtert. Das wesentliche Kriterium dieser totalen Sonnenfinsternis war dann aber doch nicht der Wind, sondern die Wolken! Dabei war das Wetter am Morgen des Finsternistages nicht anders als an den Vortagen. Es war dunstig, gering bewölkt und wie gewohnt konstant stark windig bei warmen 26 Grad C. Bereits nach dem Frühstück begann somit planmäßig der Aufbau unserer Instrumente an den vorgesehenen windgeschützten Plätzen. Natürlich waren wir nicht alleine mit dem Geräte-Aufstellen in der Hotelanlage, denn auch andere Astro-Amateure (aus Kanada,
ARUBA: MEZ minus 5 Stunden (UTC minus 4 Std.) möglich.
Schließlich hatten das Gleiche vor.
Am späteren Vormittag zogen dann doch viel mehr Wolken auf als an den Vortagen. Dabei hatten wir stets die Feststellung gemacht, daß der Wind die Wolken sehr flott über den Himmel ziehen läßt und kaum eine Wolke länger als eine Minute die Sonne verdeckte. Doch gut eine halbe Stunde vor dem 1 Kontakt schien die Bewölkungssituation ernst und die Finster nisbeobachtung stark gefährdet. Entgegen aller Erwartungen war der Himmel zu etwa 90 % bewölkt. Selbst erfahrene Finsternisbeobachter meinten zu dieser Zeit: Die Finsternis kann man verges sen! - Das wird nichts! Die Situation war wirklich besorgniserregend, und gemeinsam mit einem Astro Kollegen stieg ich empor zur Aussichtsterrasse des Hotels, um mehr Übersicht über die Bewölkungsver hältnisse zu haben. Dabei sahen auch wir, daß die Wolkendecke dicht und fast geschlossen von Ost nach West reichte. Tief am Osthorizont erspähten wir von der Sonne beleuchtete Wolken und einen schmalen blauen Saum. Da diese schönere Zone in unsere Rich tung zog, schöpften wir Hoffnung, doch wenigstens zur Totalitätszeit brauchbares Wetter zu haben. Mit diesem Hoffnungsschimmer gingen wir wieder zu unseren "Leidensgenossen" und den Geräten. Unsere Prognose , wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen, denn bis zur Totalität war noch fast 2 Stunden Zeit. Doch weit schneller als erwartet zog die Wolkendecke weiter und erste blaue Lücken tauchten am Himmel auf Mit ten hinein in dieses gute Zeichen plötzlich ein Alarm an meiner Finsternis-Uhr.
Der 1. Kontakt hat soeben statt gefunden und die Sonne strahlte vom Himmel. Ich habe sofort die Videokamera (50fache Vergrößerung) für eine Szene gestartet. In der Folge wechselten Wolken und Wolkenlücken einander laufend ab. Doch es reichte, um eigentlich ständig mit der partiellen Phase am Laufenden zu sein. Mit Fortdauer und immer schmäler werdender Sonnensichel wurde das Licht fahl und unser sorgenvoller Blick richtete sich stets gegen Osten, ob nicht wieder eine dichte Wolkenbank unsere Hoffnung auf eine wolkenfreie Totalität zunichte machen könnte. Doch die für die nächsten Minuten zu erwartenden Wolken sahen nicht sehr kompakt und bedrohlich aus. Ein Aufatmen ging durch die inzwischen deutlich angewachsenen Beobachter-Reihen. Knapp nach 14 Uhr OZ war die Sonnensichel bereits sehr schmal, und ich begann mit den Umbauten an den Geräten für die Totalität. (Bei Video- und Teleoptik die Aufnahme-Brennweite ändern; alle Sonnenfilter entfer nen und den Video-Akku wechseln). Halbhoch im Westen leuchtete im Dämmerlicht bereits die Venus auf. Die Wolken waren dabei glücklicherweise kaum störend, und es wurde merklich dunkler. Fliegende Schatten zeigten den bevorstehenden 2. Kontakt an, und die Anspannung der Beobachter war unüberhörbar. Die Videokamera habe ich für das zu erwartende Himmelsspektakel sogleich auf Aufnahme gestellt. Somit war ich bereits wenige Sekunden vor dem 2. Kontakt live dran. Der letzte Sonnenstrahl verschwand - es wurde plötzlich finster und einige Protuberanzen blitzten auf. Ich regulierte die Helligkeit des Video Bildes im Sucher manuell, doch nach ca. 30 Sekunden war von der Sonnenkorona kaum mehr etwas zu sehen. Ein schneller Blick zur Sonne, mit dem freien Auge, bestätigte meine Befürchtung: Eine Wolke zog flott über die verfinsterte Sonne! - Unsere Sorge - wie lange wird die Wolke stören?
Doch die Frage war nach bangen Sekunden klar beantwortet. Die Sonnenkorona war nun prächtig im Video-Sucher zu sehen. Dem freiem Auge bot sich ein toller Anblick: Die Sonnen korona war links von Merkur und rechts von Jupiter "umrahmt"! Nun war es höchste Zeit für die Aufnahmen mit den anderen Kameras an der Montierung. (Meine EOS-Kameras, bedient über elektrische Fernauslöser, verursachten dabei kaum Erschütte rungen.) Danach wieder zurück zum Video, denn der Alarm der Finsternis-Uhr kündigte bereits das Heran nahen des 3. Kontakts an. Die Helligkeit in der Video kamera habe ich nun wieder manuell reduziert, damit die Wucht des ersten Lichtstrahls etwas gemildert wird. Daneben herrschte bei den Foto-Kollegen zugleich noch Hektik und Aufregung vor dem 3. Kontakt, Rasch blitzte der Diamantring auf, und sogleich brach auch der 1. Lichtstrahl hervor. Plötzlich war es mit der Dunkelheit vorbei, und mit dem Tageslicht verschwand auch die große Anspannung bei den Beobachtern. Nun wurden die Optiken wieder zugedeckt und auf die gegenseitig ablaufende partielle Phase umgerüstet Auch diese konnte wieder beobachtet und fotografiert werden, denn die Bewölkung hielt sich in Grenzen. Rundherum war man auch fleißig, und so wurde über den ganzen Finsternis-Zeitraum die Temperatur gemes sen. Das Ergebnis ist wegen der Wolken und auch wegen der Kleinheit der Insel ARUBA etwas verfälscht. Dennoch kann man einen Temperatur Abfall von 4,6°C (von +31,3°C auf +26,7°C, dann auf +30,5°C) und einen Temperatur-Anstieg zum Finster nis-Ende hin um 3,8°C ablesen. Nachher waren alle Beteiligten der einhelligen Meinung: Da haben wir nochmals Glück gehabt. Das „Spiel mit den Wolken" hätte die Beobachtung der gesamten Finsternis fast zum Scheitern gebracht. Das Erleben der totalen Sonnenfinsternis war wie immer ein grandioses Naturschauspiel, und besonders die "Neulinge" unter den Beobachtern waren davon begeistert und fasziniert. (Ein Erlebnis, das man nie vergißt!) Mein Finsternis-Video ist soweit ganz ausgezeichnet geworden. Auch unsere Finsternis-Fotos sind zu rund 85 % gelungen. Im allgemeinen lief es bei den Astro Kollegen mit den Aufnahmen auch recht gut. Aber gerade in der Gruppe ist das nicht so tragisch, wenn jemand einen Ausfall oder schlechte Foto-Ergebnisse erreicht hat. Hier wird normalerweise freundschaftlich ausgeholfen! Der Mond: Er war in Aruba eigentlich täglich zu sehen. So auch am Tag vor und nach der Finsternis! Ebenso auch nahe der Venus am Morgen des 23. Februar. Der Sternenhimmel: Hier gab es die Enttäuschung: Die Insel ist nachts recht hell erleuchtet, und die Luft ist stets relativ dunstig, denn die Temperatur fällt kaum unter +25° Celsius. (Bei Tag hat es sowieso rund +30° Celsius.) Wohl waren das Kreuz des Südens und auch die beiden hellen Centaurus-Sterne zu sehen, doch die südliche Milchstraße war wegen der Lichtver schmutzung (ähnlich wie in Großstädten bei uns) nicht sichtbar. Wir haben natürlich fotografiert, doch die Bilder haben unsere Erwartungen bezüglich DEEP SKY-Aufnahmen keinesfalls erfüllt! Der Karibik-Urlaub war sicher eine tolle Sache, und auch die TSF ist soweit gelungen. Also wir sind natür lich zufrieden. Die Hotelanlage war schön und zweck mäßig, das war die Meinung aller Teilnehmer. Leider war diese große Anlage in den Nachtstunden wie ein Zirkuszelt beleuchtet, was uns Himmelsfotografen keinesfalls gefiel. Auf der Suche nach dunklen Foto plätzen für den Nachthimmel sind wir trotz PKW gescheitert. Letztlich fotografierten wir dann nach Gefühl und Erfahrung aus dem hellen Hotel heraus.
Natürlich kamen alle Teilnehmer bademäßig auf ihre Rechnung. Zum Pool waren es wenige Meter und zum Meer rund 50 Meter. (Beides angenehm warm und doch erfrischend) Die Sonne brannte täglich 9 bis 10 Stunden herunter. Ein Augenschmaus waren die vielen farbenprächtigen Blumen und die exotischen Pflanzen, wie Kakteen, Dornensträucher, Palmen und Divi-Divi-Bäume. Die Kakteen verwendet man auf Aruba auch als Garten zaun. Das schützt vor unerwünschten Gästen ohne hohe Kosten! An Tieren gab es vor allem Wasservögel, wie Reiher oder Kormoran. Bunte Eidechsen und Leguane findet man in allen Größen auf Aruba.
Wohl haben überraschend auftretende Wolken vorerst für Nervenkitzel gesorgt. doch letztlich ist alles gut ausgegangen. Während der fast 3 Minuten dauernden Totalität zog eine Wolke etwa 30 Sekunden lang vor der verfinsterten Sonne vorbei und sorgte für zusätzliche Spannung. Für das freie Auge gab es einen herrlichen Anblick beim Blick zur verdunkelten Sonne. Neben der eindrucksvollen Korona sah man gleich links davon, den hellen Merkur und rechts den nur wenig helleren Jupiter. Etwas abseits davon, weiter im Westen, strahlte die helle Venus vom Finsternishimmel. In der kostbaren Zeit wurde natürlich fleißig fotografiert. Fotos dieser SoFi, gibt es hier.
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