Foto               

Totale Sonnenfinsternis

24. Oktober 1995 / Indien

zurück

Nachdem ich mich bereits zu Jahresbeginn nach geeigneten Reisezielen umsah, hatte ich Mitte Februar 1995, dann das Reiseangebot für Indien. So wie zuletzt bei der Brasilienreise, fanden auch diesmal 12 Finsternis-Interessierte (10 Personen von den Österreichischen Amateur Astronomen und 2 Personen vom Astronomischen Arbeitskreis Salzkammergut) zusammen.

Die Wetterprognose war hervorragend, und auch das Rahmenprogramm (Rundreise) mit vielen Besichtigungen schien vielversprechend. Neben bereits erfahrenen "Finsternisjägern" schlossen sich auch wieder Neulinge an. Im Hintergrund gab es Probleme mit dem Reisebüro, welches schließlich in Konkurs ging (Karthago Pleite). Wir waren aber davon letztlich nicht betroffen, denn wir wurden direkt an den Reise-Veranstalter weitergereicht. Jener hat uns zu den gleichen Bedingungen übernommen. Nachträglich kann man nun sagen: Es hat in Indien soweit alles gepaßt!

Am Morgen des 20. Oktober flogen wir von Wien nach Frankfurt. Nach einigen Stunden Wartezeit ging es mit einer von der "Indian Airways" geleasten Boeing 747 der US-Fluglinie Tower-Air, nach Delhi. Dort hatte es um 3 Uhr früh fast 25 Grad. Wir wurden für einen Tag in einem noblen Hotel einquartiert. Unser deutsch-sprachiger Reiseführer zeigte uns das Leben und Treiben in dieser Stadt: prunkvolle Moscheen und die große Armut tausender Menschen. Das sind Gegensätze, die man nicht vergißt. Tags darauf ging es mit unserem Bus weiter nach Agra, ebenfalls eine Millionenstadt. Auch hier wurde viel besichtigt, so auch der Taj Mahal.

Am 23.Okt. fuhren wir in die Totalitätszone zu unserer Loge. Nach der Einquartierung hielten wir gleich nach einem geeigneten Beobachtungsplatz Ausschau. In Fathepur Sikri (Tote Stadt) fanden wir ideale Plätze für die Beobachtung der Sonnenfinsternis. Am Morgen des 24. Okt. fuhren wir bereits um 5.30 Uhr hinauf zur Toten Stadt. Vollbepackt mit unserer Ausrüstung für Beobachtung und Fotografie (Video) belegten wir sogleich die ersten 2 Reihen einer Aussichtsplattform (Dach). Innerhalb weniger Minuten wurde die Tote Stadt von hunderten Finsternis-Touristen gestürmt. Unsere Plätze waren gut abgesichert, und um 6.35 Uhr ging die Sonne blutrot am Ost horizont auf.

Die ersten Aufnahmen wurden "geschossen", und die Finsternisvorbereitungen gingen weiter. Wolkenloser Himmel verstärkte unsere Vorfreude. Um 7.24.56 Uhr Ortszeit begann die partielle Phase mit dem 1.Kontakt. Von oben schob sich der Mond vor die Sonnenscheibe. Es ging zügig voran, und 35 Sekunden vor Totalitätsbeginn war die Venus bereits freisichtig. Um 8.34.13 Uhr verschwand der letzte Sonnenstrahl mit dem 2.Kontakt. Die Menschenkulisse war lautstark wie in einem Stadion, und die Kameras waren voll im Einsatz, denn nach 42 Sek. blitzte der erste Sonnenstrahl von der anderen Seite hervor. Das war um 8.34.55 Uhr, somit der 3.Kontakt. Nach weiteren 2 Min. 45 Sek. konnte Michael Karrer, beim indirekten Blick durch das 8x20 Fernglas noch die innere Korona erkennen. Noch immer stark beeindruckt von dem kurzen, aber grandiosen Naturschauspiel, ging inzwischen die partielle Austrittsphase weiter. Bis zum 4.Kontakt um 9.53.23 Uhr Ortszeit blieb noch viel Zeit für Erinnerungsfotos von der herrlichen Kulisse dieser toten Stadt. Da die Totalität wie erwartet recht kurz war, war auch die Hektik in dieser Zeit enorm.

So kam es zwangsläufig auch zu kleinen zu Fehlern bei den Aufnahmen. Jeder wollte doch möglichst viel in dieser kurzen Zeit "erwischen". Auch bei mir hat nicht alles geklappt, aber mit rund 70% Ausbeute kann ich wohl zufrieden sein. Ähnlich war es auch bei den Kollegen. Aber jeder hat etwas erwischt, und so wird aus vielen Bildern wohl ein gutes Gesamtergebnis der Gruppe herausschauen. Überhaupt konnte man den Teamgeist der Gruppe nur loben. Alle zogen an einem Strang, und so setzten wir anschließend unsere Rundreise mit weiteren Besichtigungen fort. Sogar ein Elefantenritt stand auf dem Programm. Es ist nicht verwunderlich, daß wir neben viel Video-Material auch eine ganze Menge belichteter Filme nach Hause brachten. Schießlich fuhren wir mit unserem Bus von Jaipur zurück nach Delhi, und am 28.Okt. ging es über Bombay nach Frankfurt zurück. Wenige Stunden später war in Wien-Schwechat die Indien-Finsternisreise zu Ende. Alle waren froh, wieder heimischen Boden unter den Füßen zu haben. Indien war schön, aber diese Armut und den vielen Schmutz, der auch in der Luft ist, - das werden wir sicher nicht vergessen. Die Eindrücke dieser totalen Sonnenfinsternis, werden wir ebenfalls nicht vergessen!

Beobachtungsplatz: Fathepur Sikri: Position = -77°39,993'; +27°05,848'; 1.Kontakt: 1:54:56 Uhr UT/Höhe 13°; 2.Kontakt: 3:04:13 Uhr UT/Höhe 27°; 3.Kontakt: 3:04:55 Uhr UT; 4.Kontakt: 4:23:23 Uhr UT/Höhe 40°. Fotos dieser SoFi, gibt es hier.

 

copyright © by ASC