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Totale Sonnenfinsternis

3. November 1994 / Brasilien

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Nach einem langem Flug via London (18 Stunden) landeten wir schließlich in Sao Paulo bei 30°C und hoher Luftfeuchte. Die Übergabe der Leihautos (3x Ford Escort) erfolgte durch die Leihfirma sehr rasch. 950 km Fahrt durch unbekanntes Gebiet lagen vor uns! Die Beschilderung in Sao Paulo ließ sehr zu wünschen übrig, sodaß wir uns Einheimischen zuwenden mußten, die sogar voran fuhren, bis wir die Hauptstraße gefunden hatten. Zu den Hauptproblemen zählt hier der Schwerverkehr, der auf den Bergstraßen sehr dicht ist. Auch die riskante Fahrweise der LKW Fahrer ist erwähnenswert (vier schwere Unfälle auf der Strecke!). Ein weiteres Problem war schlechte Sicht durch Nebel und/oder Regen (Dschungelklima!). Nichtsdestotrotz kamen wir nach 22 h (2 h Schlaf!) bei bestem Wetter zu unserem Hotel nahe Ararangua/Santa Catarina. Es liegt auf einem Felsen nahe der Küste ca. 40 m hoch. Dadurch hat man 360' Umsicht! Wir erwarteten eher einen "Hotelbunker" mit viel Flutlicht und wenig Rundsicht aufgrund des geringen Preises. Die ersten Tage war das Wetter eher schlecht (Regen), aber wir ließen uns nicht entmutigen. Das gute Essen und die Gastfreundschaft halfen uns darüber hinweg. Auch ein Ausflug ins Landesinnere stand auf dem Programm, um am Tag der Finsternis eventuellem Schlechtwetter ausweichen zu können. Wie man sehen konnte, ist in Brasilien die Wetterlage großräumig, d.h. bei Schlechtwetter gibt es kaum Möglichkeiten zum Ausweichen. Der Ausflug wurde etwas zu lang (400 km!), doch die schroffen Gebirge der Sierra Geral mit darauffolgendem Plateau waren es wert.

Am 1. 11. 1994 hatten wir dann mehr Glück. Der Südhimmel zeigte sich von seiner besten Seite, sodaß wir mit unseren Kameras die Magellanschen Wolken und die südliche Milchstraße fotografieren konnten. Dank Abschaltung der Hotellichtanlage gewannen wir auch unvergeßliche visuelle Eindrücke. Mittels eines Celestron 8, bewunderten wir 47Tuc, den zweithellsten Kugelhaufen. Er besticht durch sehr viele helle Einzelsterne und durch beinahe exakte Kugelförmigkeit. Am 2.11. machte sich zum wolkenlosen Himmel ein böiger Wind auf, der für die Generalprobe der Finsternis nur wenig störte.

Der 3.11. schließlich zeigte sich wolkenlos! Die Finsternis konnte beginnen. Nach dem 1.Kontakt wurde es langsam dunkler, und die Sonne konnte ihre für dortige Verhältnisse charakteristische Hitze nicht mehr so intensiv verbreiten (von 30°C auf 25°C). In den Schatten der Bäume zeigten sich die partiellen Phasen mittels Lochkameraeffekt. Kurz vor dem 2.Kontakt wurde auch ein leichter Wind auffällig. 15 Sekunden vor Beginn der Totalität drückte ich das erste Mal den Drahtauslöser und konnte somit das Diamantringphänomen festhalten. Nun wurden auch die Schreie der vielen einheimischen Mitbeobachter lauter, doch das störte nicht. Exakt bei Beginn der Totalität begann ich die Belichtungsserie. Visuell war die Venus bereits 10 Minuten vor Beginn der totalen Phase zu sehen. Neben Venus waren auch Jupiter, Merkur und der Stern Spica zu sehen gewesen. Die Korona war überraschend ausgedehnt mit mehreren "Streamers" und vielen feinen "Büscheln" an den Polen. Auf der Farbaufnahme erscheint sie leicht grünlich. Interessant ist auch, daß der Zeitverlauf viel kürzer erscheint. So empfand ich die Länge von 4 Minuten wie eine Minute!

Es wurde rasch heller, und überall konnte man strahlende Gesichter sehen. Wir aber mußten wieder nach Sao Paulo zurück! Rückblickend gesehen wäre es besser gewesen, ein Flugzeug zu buchen, um diese Strecke zu überbrücken. Vom Reisebüro aus war es jedoch für diese Zeit nicht möglich, eines zu chartern. Die Preise lagen um die ÖS 2 000.- , also recht günstig.

Als wir dann in der 747-400 saßen, waren wir heilfroh, denn bei der Fahrt gab es durch ein besonders großes Schlagloch (Badewannendimension) einen doppelten Felgenschaden bei einem Auto. Eine Stunde wurde dadurch verloren. Wir hatten aber sicherheitshalber 3 Stunden eingeplant, sodaß wir rechtzeitig ankamen. Insgesamt hatten wir auch einiges Wetterglück, da es, wie wir von Hr. Dr. Schneider, der 2 Wochen länger blieb, erfuhren, nach der Finsternis recht wechselhaftes Wetter gab. Die 50%ige Chance, wie sie von amerikanischen Zeitschriften propagiert wurde, stimmte also durchwegs.

Beobachtungsplatz: St.Catarina, Ararangua, Hotel Golferia dos Conventos, W=49'22'45"; S=28'57'04"; 40m; 25km südlich der Zentrallinie; 1.Kontakt: 11:45:46 UT, 2.Kontakt: 12:59:06 UT, 3.Kontakt 13:02:56 UT, 4.Kontakt: 14:24:18 UT, Totalitätsdauer: 3m 50s. Fotos dieser SoFi, gibt es hier.

 

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