Totale Sonnenfinsternis
22. Juli 2009 / Shanghai
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Für die Sonnenfinsternis mit der längsten Totalitätsdauer (6m 39s) des Jahrhunderts planten wir wieder eine Reise nach China. 125 Teilnehmer schlossen sich unserem Vorhaben an. Unser Ziel war die Stadt Jiaxing (250.000 Einwohner) mit vorrausgesagten 54% Wettersicherheit und 5 Min und 51 Sekunden Totalitätsdauer. Jiaxing liegt etwa 80 Km südwestlich von Shanghai (17 Mill. Einwohner). Am Flughafen hat uns gleich die deutschsprechende Reiseleitung empfangen.
Bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit fuhren wir mit 5 klimatisierten Bussen nach Jiaxing. Am frühen Abend des 20. Juli haben wir im 4*-Hotel unsere komfortablen Zimmer übernommen. Nach dem Abendessen haben dann alle Teilnehmer die kostenlosen SoFi-T-Shirts mit Aufdruck und die Schirmkappen erhalten. Danach wurde der Tages-Ablauf für den 21. und den 22. Juli erklärt.
Die Wetterprognosen für den Finsternistag im Raum Shanghai waren mies. Am Vortag der Finsternis besprachen wir die Möglichkeiten und Alternativen in der Gruppe. Wettervorhersagen einen Tag zuvor zeigten uns, dass vermutlich auch 100Km Fahrtstrecke nicht reichen würden um in eine bessere Wetterzone zu gelangen. Wolkenkrimi! Wohin "fliehen"? Richtung Pinghu (SO), Suzhou (N), Songjiang (NO), oder Richtung Hangzhou (SW). Einfach drauflos fahren und auf die Wolkensituation achten, wäre nicht sonderlich sinnvoll gewesen, da sich die Wolkensituation laufend änderte! Die Wetterproblematik schien ein weiträumiges Problem zu sein, was sich leider im Endeffekt auch bestätigte.
In der Nacht auf den 22. Juli gingen noch zahlreiche schwere Gewitter nieder. Am Morgen des 22. Juli waren die Straßen wieder trocken aber der Himmel war mit Wolken ziemlich verhangen. Um 6:30 Uhr fuhren fast alle Teilnehmer samt der SoFi-Ausrüstung mit den Bussen auf den Sportplatz. Ab 7 Uhr früh waren Polizei, Ordner und Sanitäter am Sportplatz vorhanden. Wir bezogen ein 3000 Quadratmeter großes Areal unmittelbar bei der Laufbahn. Chinesische TV-Reporter wollten von uns gleich ein Interview zur Sonnenfinsternis. Wir wollten das nicht, denn gutes konnten wir wegen der politischen Lage und diversen Problemen mit den chin. Behörden nicht sagen. (Tausende SoFi-Fans kommen aus der ganzen Welt auf China und denen wirft man Prügel vor die Füße).
Stative und Montierungen wurden aufgestellt und die Kameras und Fernrohre Richtung Sonne ausgerichtet. Auch wenn es noch etwa 1 Stunde bis zum 1.Kontakt gedauert hat, so gab es viel zu tun. Vor allem das "Finden der Sonne" im Kamerasucher war oft schwierig, weil die Sonne sehr oft von dichten Wolken verdeckt und nur immer kurz sichtbar war. Die Sonne kam schemenhaft zwischen den dünneren Wolken zum Vorschein und die Leute versuchten sie in den Kameras einzustellen. Bei dem einen oder anderen erschwerten mitunter die Sonnenfilter die Suche nach der schwach scheinenden Sonne in den Wolken (also schnell runter damit). Wolkenlücken gegen 8:25 Uhr ließen die angeknabberte Sonnenscheibe mit zahlreichen Geräten erkennen. Ein Raunen ging durch die Beobachtergruppe. Inzwischen konnten wir die Super-Polaris-Montierung gut auf den Pol ausrichten und Thomas konnte schon zahlreiche Video-Szenen von der partiellen Phase über Teleobjektiv aufnehmen. Das ging knapp 30 Minuten dahin, ehe sich dunkle Wolken aus Westen näherten.
Fotos: Rudolf Conrad
Als die ersten Regentropfen vom Himmel fielen, war unsere Stimmung betrübt. Es galt die Geräte vor dem Wetter zu schützen und sich selber in Sicherheit zu bringen. Der warme Regen war ziemlich beständig. Als es dann mit der Totalität sehr dunkel wurde, schaltete man weit entfernte Straßenlampen ein und die fast 6 Minuten Totalität (Maximum: 9:38 Uhr) wurde mit Regen begleitet. Nach der Totalität hat der Regen dann nachgelassen doch von einer Wolkenlücke war weit und breit nichts zu sehen. Anhand dieser tristen Situation haben viele Kollegen vorzeitig die Geräte abgebaut und wieder in den Koffern verstaut. Zum Glück waren die Geräte durch Plastiksäcke ziemlich gut vor dem Regen geschützt. Allerdings war die Kleidung der meisten Beobachter trotz den Regenschirmen völlig durchnässt. Bis zum Finsternis-Ende ließ sich die Sonne nicht mehr blicken und so verstauten noch die letzten Beobachter ihre Geräte.
Die Busse brachten uns alle wieder ins Hotel, wo ein Kleiderwechsel notwendig war. Beim anschließenden Mittagessen war die allgemeine Spannung schon gewichen. Aktuelle Informationen haben uns berichtet,
dass es im Großraum Shanghai schlechtes Wetter für die Sonnenfinsternis gab (auch an vielen weit entfernten Orten Asiens war das Finsternis-Wetter nicht berauschend). Letztendlich mussten wir mit rund 30 Minuten partielle Phase zufrieden sein. Die Totalität unter dem Regenschirm erinnert etwa an die SoFi vom 11. August 1999 in Stuttgart (damals gab es in Mitteleuropa auch Schlechtwetter, eine Art Wetter-Lotterie). Bedingt durch das Schlechtwetter gab es für uns alle natürlich eine Enttäuschung! Dennoch gab es zahlreiche Leute, die von der „nassen, mickrigen Finsternis“ recht beeindruckt waren!
Anschließend verbrachten wir noch 3 interessante Tage in Shanghai. Hier war das Wetter besser aber es gab schwüle Luft und hohe Temperaturen, die wir Mitteleuropäer nicht gewöhnt sind. Beeindruckend sind die vielen hohen Wolkenkratzer, die diese Stadt prägen. Zahlreiche beleuchtete Gebäude konnten wir an einem Abend fotografieren.
Sonnenfinsternis |
Das es für alle dunkel werden würde, dass war klar (*grins*). Das wir mitunter Pech haben könnten, ahnten wir auch. Es war ein reines Glückspiel, wie sich danach herausstellte. Teile des 260Km breiten Totalitätsstreifens lagen im Endeffekt unter dichten Wolken verhüllt! Von einer Niederlage bis zu sehr guten Bedinungen war alles drinnen ("Wolkenlotterie").
Mit unserer Gruppe beobachteten wir in Jiaxing, wo uns nur ein Teil der partiellen Phase vergönnt war. Bei Kollegen in Wuhan konnte man durch Schäfchenwolken die partiellen Phasen und Kontakte ablichten, - doch eine Korona blieb auch ihnen verwehrt. In Bhutan (Südasien) und Tibet sah man offenbar wenigstens blickweise eine Korona durch Wolken hindurch. In Chongqing und Bangladesh hatte man auch teilweise Erfolg und sah kurz die Korona. In Wuzhen erschien Berichten zufolge, durch ein kurzes Wolkenloch ebenfalls die Korona! Ansonsten ging man meist leer aus oder erhaschte nur wenige Bilder.
Schlussendlich mussten alle Menschen, die zu dem Spektakel nach Asien aufgebrochen waren, wegen den Wolken zittern. Wolkenkrimi! Die Sofi erinnerte an die Situation im Jahre 1999, bei der totalen Sonnenfinsternis in Österreich. Aber wir sehen das recht locker, denn nach 10 erfolgreichen (*klopf Holz*) totalen Sonnenfinsternissen muss man auch eine Niederlage einstecken können!
Fotos: Thomas Conrad
Hier ein kleines Flash-Filmchen über die SoFi. Laufzeit ca. 10 Minuten.
Den HD-Film haben wir geschnitten und auf Disc gebrannt. |
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Gruppenfoto (nicht alle 125 Teilnehmer abgelichtet)
Fotos: Thomas Conrad
Zeitungsausschnitte |
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